Freiberg/Neckar - Im Prozess gegen einen 50 Jahre alten Mann, der im Jahr 1997 in Freiberg eine Frau vergewaltigt und danach ermordet hatte, haben am Donnerstag zwei psychiatrische Sachverständige ihre Gutachten über den Täter vorgestellt. Beide Experten kommen zu dem Schluss, dass der Mann aus Hechingen (Zollernalbkreis) schwer alkoholkrank sei und diagnostizieren bei ihm eine schwere Persönlichkeitsstörung, die sich durch Empathiemangel, geringe Frustrationstoleranz und Gewaltbereitschaft äußere. Dieser ,Teddybär', der auf der Anklagebank sitzt, ist verschwunden, wenn er als Vergewaltiger agiert", sagte der Sachverständige Peter Winckler. Er sagte dem Mann ein hohes einschlägiges Rückfallpotenzial voraus, wenn er wieder auf freien Fuß komme. Die Wahrscheinlichkeit sei groß, dass er erneut Gewalttaten an Frauen begehe, so der Gutachter.
Gepflegt und ruhig wirkt der Angeklagte
Der grau-melierte 50-Jährige, von dem Winckler spricht, wirkt gepflegt und ruhig. Ihm droht allerdings die nachträgliche Sicherungsverwahrung. Er hatte zwischen den Jahren 1988 und 1997 drei Frauen vergewaltigt. Jedes Mal war der Mann dabei schwer alkoholisiert gewesen. Und bei jeder Tat hatte er sich gedemütigt gefühlt entweder weil die Frauen seine Annäherungsversuche abgewiesen hatten oder weil er wegen seiner Arbeitslosigkeit oder seinen schlecht bezahlten Jobs von ihnen als Versager bezeichnet wurde.
Zunächst verging er sich in Oberbayern an einer Zufallsbekanntschaft. Dabei würgte er sein Opfer und ließ erst von der Frau ab, als sie sich tot stellte. Der Mann wurde gefasst und zu einer fast dreijährigen Haftstrafe verurteilt. Im Jahr 1991 vergewaltigte der 50-Jährige in seinem Heimatort zudem seine damalige Freundin. Auch während dieses Übergriffs würgte der Mann sein Opfer. Im Prozess wurde der 50-Jährige freigesprochen. Wegen seiner Persönlichkeitsstörung galt er nur als bedingt schuldfähig der Mann wurde in eine Psychiatrie eingewiesen, später aber wieder entlassen.
Das Opfer wurde verstümmelt
Das letzte Opfer, eine 39 Jahre alte Frau aus Freiberg, ermordete der Mann nach dem sexuellen Übergriff. Dabei verstümmelte er sein Opfer auf brutale Art mit einem Messer. Er ließ sich bei der Tat auch nicht davon stören, als ein Nachbar an der Tür zur Wohnung des Opfers klingelte.
Der Mann wurde gefasst und zu einer Haftstrafe von 15 Jahren verurteilt. Ein Gutachter hatte bei dem Mann indes erneut eine schwere Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. Daher wurde der Täter zunächst in einer Klinik untergebracht. Im vergangenen Herbst hatte der Mann seine Strafe abgesessen. Entlassen wurde der 50-Jährige aber nicht. Denn die Staatsanwaltschaft befürchtet, dass der Mann dann erneut schwere Gewalttaten begeht und damit weiterhin eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt.
Aus der Psychiatrie geflohen
So flüchtete der Mann bei den Aufenthalten aus Psychiatrien, um an Alkohol zu gelangen. Und in all den Jahren unternahm er keinen Versuch, die Gewalttaten aufzuarbeiten. Therapieangebote schlug er aus. Die Sachverständigen erklärten, dass bei dem Mann alle roten Warnlampen blinken", wenn sich bei ihm prekäre Lebensverhältnisse, Frust und Alkohol zur Problemverdrängung vermischten.
Dessen Anwalt hofft indes, dass der 50-Jährige unter strenger Führungsaufsicht wieder in die Freiheit entlassen wird. Dazu zählten auch elektronische Fußfesseln und regelmäßige Alkoholkontrollen bei der Polizei. Das Urteil soll am Mittwoch, 20. März, gesprochen werden.
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