Dienstag, 12. März 2013

Mutter vor Gericht: Fünf Babys nach Geburt getötet - Frankfurter Rundschau

Flensburg –  

Eine junge Mutter hat vor Gericht in Flensburg die Tötung von fünf Babys gestanden. Die 29-Jährige ist wegen Totschlags angeklagt. Beim Prozessauftakt am Montag sprach sie unter Tränen über ihre Taten.

Laut Anklage hat die 29-Jährige aus Husum zwei der zwischen 2006 und 2012 geborenen Kinder erstickt, einem dritten habe sie Blätter in den Mund gestopft. Zwei weitere Babys soll sie mit einer Schere getötet haben.

Ihr Motive konnte die Frau nicht erklären. „Seit ich im Gefängnis sitze, vergeht nicht ein Tag, an dem ich mich nicht frage, warum das passiert ist." Sie sei „wütend" auf sich, weil sie sich die Frage nach dem Warum nicht beantworten könne, sagte die junge Frau weinend vor Gericht. „Ich verstehe nicht, wie ich das machen konnte."

Geburt im Wald

In einer ersten Vernehmung hatte die Frau erklärt, sie habe Angst vor einer Trennung von ihrem Mann gehabt. Er habe nach zwei Kindern keine weiteren gewollt. Deshalb habe sie die Kinder heimlich geboren: Zwei der Kinder brachte sie ihrer Aussage nach zu Hause zur Welt - jeweils als ihr Mann bei der Arbeit war. Drei gebar sie in einem Wald.

Einmal wurde sie selbst nach eigener Aussage bei der Arbeit von den Wehen überrascht und fuhr mit dem Auto umher, bis sie sich für einen Wald entschied.

Sie habe die Schwangerschaften komplett verdrängt und könne sich an Details der Geburten kaum erinnern, sagte die Angeklagte. Auch dazu, wie sie die Babys tötete, habe sie meistens keine wirkliche Erinnerung. „Ich habe nur einzelne Bilder dazu." Danach habe sie ihr Leben einfach weitergelebt. „Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll: Ich war das einfach nicht, ich habe das einfach nicht gemacht", beschrieb sie ihre eigenen Gedanken.

Ihrem Mann habe sie sich nicht anvertrauen können. Über Verhütung hätten sie nie gesprochen.

„Absolut liebevolle Mutter"

Zum Zeitpunkt der Taten war die verheiratete Hotelfachfrau bereits zweifache Mutter. Ihr Mann bemerkte nach Überzeugung der Ermittler ebenso wenig etwas von den Schwangerschaften wie ihr übriges Umfeld. Die Mutter der Angeklagten sagte vor Gericht, sie habe nichts von den fünf Schwangerschaften oder persönlichen Problemen bei ihrer Tochter bemerkt. Nach der Geburt ihrer ersten beiden Enkeltöchter, von denen die erste vor rund elf Jahren zur Welt kam, habe es keine Schwierigkeiten gegeben. Ihre Tochter habe sie stets als „fröhliche Frau" und „absolut liebevolle Mutter" erlebt, sagte die 53-Jährige als Zeugin. Sie habe seit deren Geständnis vor einem halben Jahr immer und immer wieder über alles nachgedacht. „Und ich habe keine Erklärung."

Mutter führt Polizei zu Babyleichen

Die ersten beiden Babys legte die Frau 2006 und 2007 in einer Altpapiertonne und in einer Plastiktüte auf dem Parkplatz einer Bundesstraße in Schleswig-Holstein ab, die Leichen wurden schnell entdeckt. Ins Visier der Polizei geriet sie allerdings erst im vergangenen Herbst, als sie im Zuge der langwierigen Ermittlungen zunächst ohne konkreten Verdacht zur freiwilligen Abgabe einer DNA-Probe aufgefordert wurde.
Unmittelbar darauf fuhr die Angeklagte zur Polizei und gestand. Außerdem gab sie im Verhör an, drei weitere Kinder getötet zu haben, von denen bis dahin niemand etwas wusste. Die Leichen hatte sie im Keller ihres Hauses versteckt.

Die Angeklagte muss bei einer Verurteilung wegen fünffachen Totschlags mit einer Haftstrafe zwischen fünf und 15 Jahren rechnen. In besonders schweren Fällen erlaubt das Gesetz auch eine lebenslange Gefängnisstrafe. Für den Prozess sind vier Verhandlungstage angesetzt, das Urteil könnte schon kommende Woche fallen. Der Verteidiger der Frau wollte sich am Montag ebenso wenig zu dem Prozess äußern wie die Anwältin ihres Mannes, der als Nebenkläger auftritt. (dpa/afp)

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