Trotz eines dramatischen Rettungseinsatzes in Neuseeland ist ein 47-Jähriger bei einem Haiangriff ums Leben gekommen. Der Vorfall ereignete sich an dem bei Einheimischen und Urlaubern beliebten Strand von Muriwai nahe Auckland, sagte ein Polizeisprecher nach dem Unglück.
Bei dem Toten handelt es sich um den international bekannten Filmmacher Adam Strange, berichten neuseeländische Medien wie das Nachrichtenportal "Stuff". Strange hatte unter anderem im Jahr 2009 bei der Berlinale in der Kategorie "Generation 14plus" den Gläsernen Bären für seine Kurzfilme erhalten. Er sei außerdem gerade Vater einer kleinen Tochter geworden, heißt es.
Der Tod des Filmemachers schockiert Neuseeland, weil Haiangriffe in diesem Küstenabschnitt als extrem selten gelten. Es sei der 14. Vorfall seit Beginn der Aufzeichnungen über Attacken im Jahr 1837. In den vergangenen 20 Jahren wurden nur zwei Unglücke registriert, zuletzt kam es 2009 zu einem tödlichen Angriff auf einen Kajak-Fahrer.
"Dann war überall Blut im Wasser"
Neuseeländische Medien berichten nun allerdings von "traumatisierenden Szenen" und veröffentlichten Bilder einer Überwachungskamera aus einem Hubschrauber. Polizisten und Rettungsschwimmer hatten noch versucht, den Hai von dem Schwimmer fern zu halten, in dem sie aus einem Helikopter und vom Boot aus auf das Tier schossen.
Augenzeugen berichteten von mindestens 20 Schüssen aus Gewehren, die ins Wasser gefeuert wurden. Dennoch ließ das Tier nicht von seinem Opfer ab. Stattdessen tauchte ein zweiter Hai auf, der den verletzten Schwimmer ebenfalls umkreiste.
"Plötzlich sahen wir die Rückenflosse und in der nächsten Minute, boom, wurde der Mann attackiert. Dann war überall Blut im Wasser", sagte Pio Mose, der die Helfer alarmiert hatte, der australischen Zeitung "The Herald Sun". Er habe noch überlegt, selbst ins Wasser zu springen, doch dann sei ihm klar geworden, dass er sich ebenfalls in Lebensgefahr begeben hätte.
"Der Mann war noch am Leben, er hob seinen Arm. Wir riefen ihm zu, er solle an Land schwimmen. Aber dann kam schon die nächste Attacke, und der Hai zog ihn in die Tiefe", berichtet der Fischer weiter. "Es war fürchterlich." Die Rettungsschwimmer brauchten trotz der schweren Bewaffnung insgesamt 30 Minuten, um den Mann aus dem Wasser zu holen, wie Polizeiinspektor Shawn Rutene bei einer Pressekonferenz sagte.
An dem Strand soll es währenddessen zu panikartigen Szenen gekommen sein. Etwa 60 Menschen wurden aufgefordert, sofort das Wasser zu verlassen. Mehrere Augenzeugen wollen sechs weitere Haie gesichtet haben, die sich der Küste näherten. Der Küstenabschnitt wurde sicherheitshalber für mehrere Tage gesperrt. Helikopter sollen zudem patrouillieren.
Zur falschen Zeit am falschen Ort?
Experten gehen anhand der Flossenmerkmale, die auf den Bildern dokumentiert wurden, und der Größe von etwa vier Metern davon aus, dass es sich bei dem Tier um einen Weißen Hai handelte. Auch sein Verhalten spreche dafür. Weiße Haie gelten als äußert intelligente und vor allem furchtlose Jäger. Das Tier soll trotz der Schüsse noch versucht haben, sein Opfer in die offene See zu zerren. Ob der Hai getötet wurde, ist unklar.
Der Marine-Spezialist Kelly Tarlton vermutet als Unglücksursache, dass der Tote zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen sei. Zu dieser Jahreszeit sei das Wasser wärmer als sonst und große Schwärme von Fischen würden durch die Strömung in Küstennähe getrieben. Die Gruppe Haie sei einem solchen Schwarm vermutlich gefolgt und habe den Schwimmer für Beute gehalten.
Andere Wissenschaftler gehen davon aus, dass große Fangflotten die Fischgründe so leergefischt haben, dass die Haie auf die Suche nach neuen Nahrungsquellen gehen müssen und deshalb auch die Scheu vor Menschen verlieren. Vor der Küste Neuseelands leben etwa 60 Haiarten, die meisten von ihnen findet man normalerweise nur in tieferen Gewässern oder auf offener See.
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