Freitag, 1. März 2013

Polizistenmord: Sanitäter: Es sah aus wie auf dem Schlachtfeld - Augsburger Allgemeine

Die Schilderung erreicht ihren grauenhaften Höhepunkt, als Diana K. berichtet, wie ihr Kollege Mathias Vieth in der Nacht zum 28. Oktober 2011 aus dem Streifenwagen aussteigt, losrennt, seine Waffe zieht und schreit: „Polizei! Hinlegen oder ich schieße." Dann fällt der erste Schuss. Kurze Pause. Dann eine Vielzahl von Schüssen aus dem Hinterhalt. An dieser Stelle, an der das Inferno in voller Lautstärke losbricht und die Bilder jener Nacht wieder schmerzhafte Aktualität bekommen, da versagt Diana K. zum einzigen Mal die Stimme.

Eine Minute lang ist kein Hüsteln im Gerichtssaal zu hören. Die 31-jährige Polizeibeamtin atmet schwer, ihre Anwältin Marion Zech drückt sie am Arm. Es ist ein schwerer Gang. Dann erzählt Diana K. mit zittriger Stimme weiter: Wie sie in den Streifenwagen zurückrennt, auf einmal einen stechenden Schmerz an der linken Hüfte verspürt, über Funk mitteilt, dass es einen Schusswechsel gibt, wie sie wieder hochschaut und ihren Kollegen am Boden liegen sieht, sodann eine Person sich aufrichten sieht und drei oder vier Schüsse abgibt. Wie dann Ruhe einkehrt und auf einmal immer mehr Polizisten zum Tatort im Augsburger Siebentischwald kommen. Wie sie zu ihrem toten Kollegen geht. „Er lag da wie ein Embryo", sagt sie.

Die Aussage der 31-Jährigen war am dritten Verhandlungstag mit Spannung erwartet worden. Denn: Diana K. ist die einzige Augenzeugen des schrecklichen Geschehens von damals. Sie wurde durch einen Streifschuss leicht verletzt, sie leidet bis heute psychisch unter dem Geschehen. Wie mehrere Rettungssanitäter und ein Kriminalhauptkommissar am Vormittag aussagten, stand die Streifenkollegin von Mathias Vieth bei ihrem Eintreffen am Tatort unter sehr schwerem Schock.

Kollegin von Mathias Vieth kann die Mörder nicht beschreiben

"Die war völlig durch den Wind", sagte ein Rettungsassistent. Man habe daher auch nicht nachgefragt, was genau passiert sei. Auch der Kriminalkommissar berichtete, dass aus Diana K. "kein Wort" herauszubekommen gewesen sei. Die 31-Jährige sei später von ihrem Dienstgruppenleiter vom Tatort weggebracht worden.

Für die Verteidiger der angeklagten Ramind M. und Rudi R. dürfte ein Aussagedetail der Beamtin eine große Rolle spielen. Diana K. sagte, dass sie die beiden Täter damals als eher junge Männer eingeschätzt habe. Denn beide hätten sich bei der Kontrolle relativ leicht auf das Motorrad geschwungen und seien flott davongefahren. Auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters betonte die Polizistin, dass sie keine Gebrechlichkeit und auch kein Zittern bei einem der Verdächtigen gesehen habe. Hintergrund: Der ältere der beiden Brüder, Raimund M., zittert stark, er leidet sichtbar an Parkinson.

Ansonsten konnte Diana K. nur eine sehr vage Beschreibung der zwei Männer abgeben, die nach der Verfolgungsfahrt ihren Kollegen erschossen hatten. Sie hätte die beiden Täter nur ungenau gesehen, so die Polizistin. Zudem hätten die zwei Männer Helme getragen, als sie auf einem Motorrad flüchteten. Nur von einem der beiden habe sie durch das Visier des Helmes die Augenpartie sehen können.

"Es sah aus wie auf dem Schlachtfeld"

Die Rettungskräfte berichteten am Vormittag auch, wie sie den Tatort wenige Minuten nach den Schüssen vorgefunden hatten. Der Polizeibeamte Mathias Vieth (41) war nach dem Schusswechsel im Augsburger Siebentischwald offenbar sofort tot.

Einer der Rettungsassistenten berichtete, auf der Anfahrt zum Tatort habe es "wie auf dem Schlachtfeld" ausgesehen. Jegliche Wiederbelebungsversuche waren erfolglos, sagten die Sanitäter.

Ein Kommissar der Augsburger Kripo, der als einer der ersten am Tatort war, versuchte ebenfalls, den Kollegen Mathias Vieth zu reanimieren. "Er lag da in Embryonalstellung. Ich habe ihn auf den Rücken gedreht, ihm die Schutzweste ausgezogen und mit der Herzdruckmassage begonnen."  Aber es war zu spät. Bei einer ersten äußeren Leichenschau mit einem Rechtsmediziner habe er mindestens sieben Treffer im Körper des toten Polizeibeamten entdeckt. mit dpa

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