Sanford - Im Gericht von Sanford im US-Bundesstaat Florida hat der Prozess gegen George Zimmerman begonnen. Dem Nachbarschaftswchter wird vorgeworfen, am 26. Februar 2012 auf einem Patrouillengang den 17-jhrigen Trayvon Martin erschossen zu haben. Er muss sich wegen schweren Totschlags verantworten, in der US-Gesetzgebung als "second-degree murder" bezeichnet.
Zimmermans Verteidiger Mark O'Mara bekrftigte vor Verhandlungsbeginn, sein Mandant habe in Notwehr gehandelt. Er sei von dem Teenager attackiert worden, habe sich mithin rechtmig gewehrt. Die Polizei hatte Zimmerman nach dem Vorfall zunchst laufen lassen. Dabei berief sie sich auf das "Stand your ground"-Gesetz ("Weiche nicht zurck"), das Brgern in Florida ein besonders ausgeprgtes Recht auf Selbstverteidigung mit Schusswaffen einrumt.
Die Mutter des erschossenen Jugendlichen ist weiter von der Schuld des Angeklagten berzeugt. "Wir glauben, dass die Beweise berwltigend sind, um Zimmerman fr die Ttung von Trayvon zur Verantwortung zu ziehen", sagte Sybrina Fulton. Die Eltern werfen den Behrden vor, nicht angemessen ermittelt zu haben, weil ihr Sohn schwarz war. Martins Tod und der Umgang der Polizei mit dem Vorfall lsten in den USA eine hitzige Debatte ber Rassismus aus.
Zehntausende Menschen gingen auf die Strae und forderten, Zimmerman vor Gericht zu stellen. Sogar Prsident Barack Obama schaltete sich in die Debatte ein. Schlielich wurde Zimmerman festgenommen und im April 2012 angeklagt. Er wies Vorwrfe, Martin bewusst wegen seiner Hautfarbe ins Visier genommen zu haben, entschieden zurck. Der Angeklagte hat lateinamerikanische Wurzeln, die Familie seiner Mutter stammt aus Peru. Zuletzt befand sich der 29-Jhrige gegen Kaution auf freiem Fu.
"Sie kommen immer damit durch"
ber Schuld und Unschuld entscheiden in dem Prozess sechs Frauen, die in der vergangenen Woche als Geschworene ausgewhlt worden waren. Fnf von ihnen sind wei. Anklage und Verteidigung hatten Hunderte Kandidaten unter die Lupe genommen, um eine unvoreingenommene Jury zusammenzustellen.
"Verdammte Hosenscheier", sagte Staatsanwalt John Guy zum Auftakt der Hauptverhandlung an die Jury gerichtet. "Verdammte Hosenscheier" soll der Angeklagte whrend eines Anrufs bei der Polizei gesagt haben, kurz bevor es zu der tdlichen Auseinandersetzung mit Martin kam. "Diese Arschlcher, sie kommen immer damit durch." Zimmerman habe den Teenager Martin als jemanden gesehen, der "ein Verbrechen in seiner Nachbarschaft begehen wollte", sagte der Anklagevertreter. "Und so hat er sich auch verhalten. Deswegen sind wir hier."
Im Retreat at Twin Lakes, einer geschlossenen Wohnanlage in Sanford, in dem Zimmerman und die Verlobte von Martins Vater lebten, war es zu mehreren Einbrchen gekommen. Die Nachbarschaftswchter waren alarmiert und beobachteten jede Bewegung im Viertel aufmerksam.
Zwischen Zimmerman und Martin soll es zu einer Auseinandersetzung gekommen sein. Dabei schoss Zimmerman dem jungen Mann in die Brust. "George Zimmerman hat Trayvon Martin nicht erschossen, weil er musste", betonte Staatsanwalt Guy. "Er erschoss ihn aus dem schlimmsten aller Grnde: Weil er es wollte."
Ein Urteil wird frhestens Mitte Juli erwartet. Bei einer Verurteilung drohen dem 29-jhrigen Zimmermann 25 Jahre Haft.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen