Dienstag, 27. November 2012

Vom Ehemann fast getötet, Opfer sagt aus „Er hat immer wieder auf mich ... - Hamburger Morgenpost

Vom Ehemann fast getötet, Opfer sagt aus

Im Prozess gegen einen 57-Jährigen, der auf seine Freundin eingestochen und sie fast getötet haben soll, hat am Montag das Opfer ausgesagt. Die 64-Jährige schilderte vor dem Landgericht Hamburg gefasst, wie ihr Freund nachts ein Brotmesser aus der Küche holte und auf dem gemeinsamen Bett auf sie einstach.

Der Mann, der wegen versuchten Mordes angeklagt ist, soll nach ihren Angaben drogensüchtig gewesen sein. „Ich habe ihm an diesem Abend gesagt: ,Ich will mit Junkies nichts zu tun haben, ich suche mir einen anderen Mann'." Ihr Freund wollte, dass sie nach dem Angriff verblutet, sagte die 64-Jährige.

„Er war ein guter Mann, schüchtern, aber schon immer launisch", beschrieb die Frau den Angeklagten. Als er in der Tatnacht vor einem knappen halben Jahr nach Hause kam, sei er von Anfang an komisch gewesen. „Er hat mich dauernd gepickst."

Nachdem sie ihm eröffnet habe, ihn wegen seiner Drogensucht verlassen zu wollen, sei er in die Küche gegangen und habe das Messer geholt. „Er hat sich auf meine Beine gesetzt und immer wieder auf mich eingestochen", berichtete sie und wirkte dabei stark und gefasst. „Er war da ein ganz anderer Mensch. Er hatte mich doch vorher immer so geliebt."

Der Angeklagte habe sie auf den Boden geschleudert, wo sie verbluten sollte. Dann sei er in die Küche gegangen und habe Tee getrunken. Nach einer Stunde habe die 64-Jährige ihren Freund aufgefordert, ihrem Leiden ein Ende zu bereiten. „Es war so ein Horror. Dann hat er mir ein Tuch aufs Gesicht gelegt, um mich nicht ansehen zu müssen, und hat mir in den Bauch gestochen."

Als der Angeklagte die Wohnung verließ, konnte die Frau mit letzter Kraft zum Telefon kriechen und Hilfe rufen. Zuvor habe sie sich selbst das Messer aus ihrem Bauch gezogen. Ärzte retteten mit einer Notoperation ihr Leben.

„Ich habe immer noch Gefühle für ihn", sagte die 64-Jährige, die den Angeklagten auch in der Haft besucht hatte. „Aber mit ihm in einem Bett schlafen, kann ich nicht mehr." Noch heute habe sie Angst, wenn sie ein Messer sehe.

Zu Beginn sagte die Frau aus, der Angeklagte habe sie töten wollen. Später sagte sie, er habe sie „nur lähmen wollen", damit sie nicht mehr in einer Gaststätte auf St. Pauli arbeiten könne. „Ich frage mich häufig nach dem Warum", sagte sie. Sie bestand darauf, ihre großen Narben an Arm und Bauch zu zeigen. „Ich möchte, dass er das sieht."

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