Sonntag, 21. Oktober 2012
Vor einem Jahr wurde Libyens Langzeit-Diktator Gaddafi getötet. In einer seiner letzten Hochburgen, der Wüstenstadt Bani Walid, wird heftig gekämpft. Dabei kommt auch ein Gaddafi-Sohn ums Leben, meldet das Fernsehen. Unklarheit herrscht darüber, ob Gaddafis früherer Sprecher Ibrahim festgenommen wurde.Ein Jahr nach dem Tod des früheren libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi soll sein Sohn Chamis getötet worden sein. Das berichtete der Fernsehsender Libya TV. Den Angaben zufolge starb der Sohn, der bereits während des Bürgerkrieges im vergangenen Jahr totgesagt worden war, bei einem Gefecht zwischen Milizionären in der Stadt Bani Walid. Der 29 Jahre alte Gaddafi-Sohn hatte während der Herrschaftszeit seines Vaters eine Brigade der Regimetruppen kommandiert.
Ein Reporter des TV-Senders, der bei dem Gefecht in Bani Walid verletzt worden war, sagte, er habe die Leiche von Chamis al-Gaddafi mit eigenen Augen gesehen. Bani Walid hatte 2011 zu den letzten Hochburgen der Truppen des Regimes von Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi gehört.
Der Diktator war am 20. Oktober 2011 in seiner Heimatstadt Sirte von Rebellen gefangen genommen und getötet worden. Ein Jahr danach kämpft die Übergangsregierung immer noch mit vielen Problemen. Die schwierigste Aufgabe ist es, für Sicherheit zu sorgen und die Macht der ehemaligen Revolutionsbrigaden einzudämmen. Milizen aus der Küstenstadt Misrata, die formell dem Verteidigungsministerium unterstehen, waren mit Gewalt nach Bani Walid vorgedrungen, um - wie sie selbst sagten - mutmaßliche Verbrecher festzunehmen.
Grund für den aktuellen Konflikt war die Entführung eines jungen Mannes aus Misrata, der am 20. Oktober 2011 das Versteck Gaddafis in Sirte entdeckt hatte. Omran Schaaban war vor einigen Wochen angeschossen, nach Bani Walid verschleppt und dort gefoltert worden. Er starb nach seiner Freilassung im Krankenhaus an den Folgen der schweren Misshandlungen.
Verwirrung um ehemaligen Sprecher
In Tarhouna, 70 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Tripolis, wurde nach Angaben aus dem Kabinett Gaddafis ehemaliger Sprecher in Libyen festgenommen. Er war Sprecher des Gaddafi-Regimes während der Zeit des Bürgerkriegs. Moussa Ibrahim wurde nach Tripolis gebracht, wo er vernommen werden soll.
Ibrahim bestritt allerdings in einer Tonaufnahme im Internet seine Festnahme. In der Aufnahme, deren Echtheit zunächst nicht überprüft werden konnte, sagt ein Mann, der sich als Moussa Ibrahim vorstellt: "Mit den Nachrichten über meine Festnahme soll von den Verbrechen abgelenkt werden, die die Rebellen der Nato gegen unsere Leute in Bani Walid verübt haben." Dort würden selbst Frauen und Kinder getötet. Er selbst befinde sich gar nicht in Libyen.
Unterdessen stieg die Zahl der Opfer bei erneuten Kämpfen um die ehemalige Gaddafi-Bastion Bani Walid. Wie Krankenhausärzte mitteilten, wurden 26 Menschen getötet. Aus dem Krankenhaus der nordöstlich gelegenen Stadt Misrata, in dem regierungstreue Kämpfer behandelt werden, wurden 22 Tote und mehr als 200 Verletzte gemeldet. Das Krankenhaus der Wüstenstadt Bani Walid meldete vier Tote, darunter ein vierjähriges Mädchen, und 23 Verletzte.
Der Nordafrika-Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik, Wolfram Lacher, erklärte, es sei wichtig, die Milizen in Libyen schrittweise aufzulösen oder einzugliedern. "Es geht darum, klare Strukturen im Sicherheitssektor zu schaffen, die Milizen unter Kontrolle zu bringen", sagte er am Samstag im Deutschlandradio Kultur. Libyen sei noch am Anfang eines sehr schwierigen Umbruchprozesses, der von Instabilität und Konflikten geprägt sei.
Der FDP-Europaabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff reiste unterdessen nach Libyen. Dort wollte er den Abschlussbericht der von ihm geleiteten EU-Wahlbeurteilungsmission vorstellen. Lambsdorff will in dem nordafrikanischen Land unter anderem Premierminister Ali Seidan treffen, der vor einigen Tagen gewählt wurde und jetzt eine Regierung bilden soll.
Quelle: n-tv.de
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