Dienstag, 30. Oktober 2012

Vermisste Liesa Schulte wurde ermordet - Derwesten.de

Ihre Eltern hatten die Hoffnung nie aufgeben wollen, unablässig nach ihrer Tochter gefahndet, im Internet und mit Hilfe öffentlicher Suchkampagnen, die das Konterfei der 23-Jährigen zeigten. Seit gestern haben sie leider nahezu Gewissheit. Es ist eine traurige: Bei den Leichenteilen, die spielende Kinder am Wochenende in einem Waldstück nahe der Werdener Jugendherberge gefunden haben (die NRZ berichtete), handelt sich offenbar um die sterblichen Überreste der seit über einem halben Jahr vermissten Liesa Schulte aus Werl. Davon jedenfalls geht die zuständige Staatsanwaltschaft in Arnsberg seit der gestrigen Untersuchung in der Essener Rechtsmedizin „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" aus. Ein DNA-Test soll in den nächsten Tagen den allerletzten Beweis liefern.

Nach ersten Erkenntnissen ist die junge Frau erstickt worden. Nähere Untersuchungsdetails ließ der Zustand der Leiche zunächst nicht zu, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Rechtsmediziner gehen bislang nicht davon aus, dass die Tote von ihrem Peiniger zerstückelt wurde. Darauf gebe es keine Hinweise, hieß es seitens der Staatsanwaltschaft. Dass Leichenteile am Wochenende an unterschiedlichen Stellen im Wald gefunden wurden, erkläre sich eher durch die relativ lange Liegezeit.

Unter Mordverdacht steht Liesa Schultes 24 Jahre alter Ex-Freund, mit dem sie sich nach Erkenntnissen der Ermittler an dem Tag ihres Verschwindens am 16. April traf – vermutlich zu einer Aussprache, wie der Essener gegenüber den Ermittlern einräumte. Auch wenn Familienangehörige am Morgen nach der letzten Zusammenkunft den gelben Renault der 23-Jährigen in der Nähe der Autobahnausfahrt Werl-Süd fanden, bestritt er stets beharrlich, der jungen Frau mit den dunklen langen Locken etwas angetan zu haben.

Der Verdacht, den die Ermittler gegen den Sportler schwarzafrikanischer Herkunft hegten, erhärtete sich jedoch, als in einem Mietwagen, einem schwarzen VW-Polo, den er mit den Personalien seines Bruders gemietet hatte, um damit nach Werl zu fahren, DNA-Spuren der Vermissten gefunden wurden – und zwar an ziemlich verräterischer Stelle: im Kofferraum.

Die Ermittlungen der Dortmunder Mordkommission führten danach zwangsläufig nach Essen: Am 9. und 10. Mai wurden der ehemalige Lebensgefährte Liesa Schultes und dessen Bruder von Spezialeinheiten an der Herkulesstraße im Ostviertel unter dem Verdacht eines Tötungsdelikts festgenommen. Während der Jüngere der beiden, dem Beihilfe zu der Tat vorgeworfen wurde, schnell wieder auf freien Fuß kam, erließ ein Richter gegen den 24-Jährigen Haftbefehl wegen Mordes. Seitdem sitzt der mutmaßliche Täter in einer Justizvollzugsanstalt und bleibt bei der Darstellung dessen, was am 16. April angeblich nicht passiert sein soll.

Seit dem Wochenende ist die Erkenntnislage allerdings eine dramatisch andere: Nachdem die Kinder am Samstagnachmittag in dem Waldstück am Oberen Pustenberg zunächst einen Beinknochen entdeckt und Polizisten am Sonntag weitere Leichenteile gefunden hatten, kam ihnen der Verdacht, der den Vermisstenfall Liesa Schulte zu einem kapitalen Verbrechen machte, sehr schnell: „Es passt in der Tat eine Menge", sagte ein Beamter bereits am gestrigen Morgen vor der stundenlangen Untersuchung der Leiche in der Rechtsmedizin. Damit meinte er den Todeszeitpunkt und Teile von Textilien: Kleidung, die Liesa Schulte am 16. April trug.

Jörg Maibaum

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