Leipzig Carmen W. (43) führte die Ermittlungen im Fall Stückel-Killer. Beim 2. Prozesstag am Montag schilderte die Kriminaloberkommissarin dem Richter, wie sie Benjamin H. (24) auf die Spur kam.
DIE VERMISSTEN-ANZEIGE
Nachdem wochenlang unklar blieb, wer der zerstückelte Tote aus der Elster ist, meldete sich Maria B. am 24. November bei der Polizei. Sie gab an, ihren engen Freund Jonathan zu vermissen. Wir wurden hellhörig, als die Zeugin Jonathans längere schwarze Haare beschrieb", so die Kripo-Beamtin.
Denn: An der Leiche im Elsterflutbecken klebten nämlich abgeschnittene, längere, dunkle Haare des Opfers. Über die Zeugin bekamen wir Informationen über das Umfeld des Vermissten. Hobbys, Freunde, seine Adresse. Wir fuhren zu seiner Wohnung, nahmen ein T-Shirt, eine Zahnbürste und Ess-Stäbchen mit für einen DNA-Abgleich."
Volltreffer! Am 2. Dezember wussten wir, wer der Tote war."
ZWEI AUSSENSEITER
Die beiden haben sich über den gemeinsamen Freund Max M. kennen gelernt. Der Kontakt zwischen Jonathan und Benjamin war eigentlich ein Kontakt zwischen zwei Außenseitern. Jonathan wurde von Freunden als sehr ruhig, zurückhaltend und hilfsbereit beschrieben. Ein Computerfreak. Benjamin als zurückgezogener Einzelgänger."
EIN MYSTERIÖSER BRIEF
In Jonathans verwahrloster und verdreckter Wohnung lag auf einem Müllberg ein Brief."
Der in Ich-Form verfasste Brief sollte den Anschein erwecken, als sei Jonathan mit einem Freund abgehauen.
Wie sich später heraus stellte, soll ihn der Killer verfasst und nach der Tat in die Wohnung gelegt haben. An dem Schreiben hafteten die Fingerabdrücke des Angeklagten."
DIE FALSCHE MANGA-SPUR
Viele Zeugen gaben an, dass Jonathan homosexuell sei." Deswegen war eine sexuell motivierte Tat nicht ausgeschlossen. Auch die Manga-Szene spielte anfangs eine Rolle. Aber erst als die DNA von Benjamin H. auf dem Brief entdeckt wurde und der sich auch nach mehreren Kontaktversuchen und Vorladungen nicht mehr meldete, wurde er zum Beschuldigten."
DIE TELEFON-FALLE
Über seine Ex-Mitbewohnerin kamen wir an einen Einzelverbindungsnachweis von Benjamin H." Darauf fanden die Ermittler auch die Telefonnummer von Hans-Martin B. aus Kassel, den Benjamin H. über die Internet-Spieleseite Final Fantasy" kennengelernt hatte. Ab Ende Februar wird dieser abgehört.
Doch erst am 11. April wird ein Gespräch belauscht, in dem eine Person mit Sprachfehler auftaucht. Es ist Benjamin H., der seit seiner Kindheit stottert. Noch am späten Abend stürmt das SEK die Wohnung in Kassel, nimmt den Tatverdächtigen fest.
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