Istanbul/Beirut - Im Brgerkriegsland Syrien hat sich erneut eine Grueltat ereignet: An einem Fluss in Aleppo haben Aktivisten mindestens 65 Leichen entdeckt. Wie die syrische Beobachtungsstelle fr Menschenrechte am Dienstag in London erklrte, waren die Opfer alle im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Die meisten von ihnen wurden demnach per Kopfschuss gettet. Der Leiter der Menschenrechtsbeobachter, Rami Abdel Rahman, sagte auf Anfrage, er habe keine Informationen ber die Hintergrnde der Tat oder die Tter.
Die Aktivisten stellten einen Film ins Internet, in dem die Toten zu sehen sind. Der deutsche Fotograf Thomas Rassloff war am Ort und machte Aufnahmen von der Szenerie. Er sei zusammen mit zwei spanischen Journalisten und einer franzsischen Kollegin zu einem Interviewtermin unterwegs gewesen, als sie angehalten worden seien, schrieb Rassloff SPIEGEL ONLINE. Man habe sie darauf aufmerksam gemacht, dass ein Massaker stattgefunden habe. "Alle paar Meter lagen an dem Fluss die Leichen, viele waren durch Kopfschsse entstellt." Die Leichen sollen aus einem Stadtteil von Aleppo angeschwemmt worden sein, der vom syrischen Regime kontrolliert wird. Ein Rebellenkommandeur am Ort sagte der Nachrichtenagentur AFP, viele Leichen wrden noch aus dem Wasser gezogen.
Sowohl den Regierungstruppen als auch den Rebellen wurden in dem seit 22 Monaten anhaltenden Brgerkrieg Massenttungen vorgeworfen. In Aleppo befinden sich Aufstndische und Regierungstruppen in einem Stellungskrieg. Die Frontlinie verluft mitten durch die Wirtschaftsmetropole.
EU-Kommission stellt 100 Millionen Euro fr humanitre Hilfe bereit
Die andauernde Gewalt in Syrien beschftigte am Dienstag auch die EU-Kommission. Die Behrde versprach jetzt, 100 Millionen Euro fr humanitre Hilfe zu zahlen. Das Geld solle "einigen" der 4,7 Millionen Notleidenden helfen, erklrte die Kommission in Brssel einen Tag vor einer internationalen Geberkonferenz in Kuwait. Damit steigt der Beitrag aus dem EU-Haushalt fr die Opfer der syrischen Krise auf 200 Millionen Euro.
"Die Menschen in Syrien frieren, sie sind hungrig und verngstigt", erklrte die fr humanitre Hilfe zustndige EU-Kommissarin Kristalina Georgieva. Nach ihren Worten haben es die Menschen in der Region mit "einem der strengsten Winter seit Jahrzehnten" zu tun. Das zugesagte Geld soll unter anderem fr die Errichtung von Notunterknften dienen, aber auch zur Behandlung von Traumata, besonders bei Kindern. Es komme Menschen in Syrien selbst und Flchtlingen in Nachbarlndern zugute.
Die Vereinten Nationen hatten am Montag wegen fehlenden Geldes gewarnt, die Lebensmittelhilfe fr Hunderttausende Syrer krzen zu mssen. Dies sei schon in den vergangenen Wochen geschehen, gab das Uno-Bro zur Koordinierung humanitrer Angelegenheiten in New York an. Uno-Generalsekretr Ban Ki Moon hat die Welt dazu aufgerufen, bei der Konferenz in Kuwait umgerechnet mehr als 1,1 Milliarden Euro bereitzustellen, zu denen die EU-Kommission nun 100 Millionen Euro beisteuert. Sie hoffe, dass dies die europischen Regierungen ebenfalls zu weiteren Hilfen ermuntere, erklrte Georgieva.
Georgieva forderte zudem "alle Parteien in dem Konflikt" auf, den humanitren Helfern Zugang zu den Notleidenden zu gewhren. Sonst seien alle Hilfsgelder nutzlos. "Bitte lassen Sie uns unseren Job machen", sagte Georgieva.
Der blutige Konflikt in Syrien zwischen Regierungstruppen von Machthaber Baschar al-Assad und Aufstndischen tobt seit knapp zwei Jahren. Seit Mrz 2011 wurden nach Angaben von Aktivisten bereits mehr als 60.000 Menschen gettet.
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