Dienstag, 22. Januar 2013

Mörder gesteht Tat nach 34 Jahren - Rhein-Zeitung

Diez/Mainz/Hagen - Der 69-jährige Dieter F., seit mehr als 30 Jahren Häftling in der Justizvollzugsanstalt Diez, hat gestern vor dem Landgericht Hagen überraschend gestanden, dass er in der Nacht zum 9. Januar 1979 eine 18-jährige Frau auf einer Straße in Hagen überfallen, vergewaltigt und erwürgt hat.

Während der bisherigen Verhandlungstage der vergangenen beiden Wochen hatte er geschwiegen. Er war in Mainz bereits 1980 verurteilt worden, weil er im März 1979, also zwei Monate nach der Tat in Hagen, seine 22-jährige Freundin ermordet und zerstückelt hatte.
79 quälende Minuten redete der 69-Jährige gestern vor Gericht in Hagen, berichtet Helmut Ullrich, der Reporter der Westfalenpost, der den Prozess für seine Zeitung verfolgt. Teilweise seien die Sätze regelrecht herausgequollen aus dem Mund des Mörders. Er habe sich bei seinen Schilderungen gequält, als die Erinnerungen an die eiskalte Tat wieder hoch kamen. Zwischendrin habe er abgebrochen und Geräusche gemacht. „Brrr, brrr, brrr", rief der 69-Jährige, der sich offenbar selbst graute vor seiner eigenen Brutalität. Er sei wie ein Roboter gewesen, seine Hände seien gelenkt gewesen wie bei einer Maschine. Nach der Tat legte er die Leiche der jungen Frau halb unter einen VW-Käfer. Dann sei er in den Wald gegangen und habe sich schlafen gelegt.
Oftmals wich der 69-Jährige gestern vor dem Gericht von den Schilderungen zur Hagener Tatnacht ab und mischte autobiografische Erlebnisse in seine Ausführungen. Als die Vorsitzende Richterin ihn aufforderte, sich wieder zur Tatnacht in Hagen zu äußern, sagte der 69-Jährige: „Fragen Sie nicht nach diesem unmoralischen Menschen." In 34 Jahren im Gefängnis habe er um Vergebung gesucht. Seine Hände hat er in der JVA Diez als weiße und schwarze Kralle gemalt und sie „Vergib mir" genannt.
Eine inzwischen 59-jährige Zeugin, die er mehrfach schwer misshandelt haben soll, sagte gestern ebenfalls vor Gericht aus. Sie erschauderte beim Anblick des einstigen Peinigers. Der Prozess in Hagen wird fortgesetzt. Es werden weitere Zeugen vernommen und diverse Gutachten gehört. Die Urteilsverkündung ist momentan auf den 12. Februar terminiert. In Mainz erwartet den Mann ein dritter Mordprozess: Er soll 1971 in Worms einen Gastwirt beraubt und mit einem Werkzeug hinterrücks erschlagen haben. Armin Thomas

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