Die 22-jährige Edith Casas hat den verurteilten Mörder ihrer Zwillingsschwester Johana geheiratet. Lokale Medien berichten seit Monaten über den ungewöhnlichen Fall, der die Gemüter erhitzt und sogar Gerichte beschäftigte.
Nun wurde die Trauung im Dorf Pico Tuncado 1500 Kilometer südlich von Buenos Aires endgültig vollzogen. Allerdings begleitet von protestierenden Bürgern, die das junge Ehepaar mit Eiern und Steinen bewarfen.
Der frischgebackene Ehemann, Víctor Cingolani, kam in Begleitung von Gefängniswärtern, denn er verbüßt zurzeit eine 13-jährige Haftstrafe. Erst im Juni 2012 hatte ein argentinisches Gericht es für erwiesen gehalten, dass er im Jahr 2010 Johana Casas mit zwei Schüssen getötet habe.
Ihre überlebende Zwillingsschwester und die Familie des Verurteilten sprechen allerdings von einem Justizirrtum. "Ich möchte mit Víctor eine Familie gründen, weil ich ihn liebe", sagte die 22-Jährige vor der Hochzeit in einem Video. "Er ist unschuldig, der wahre Schuldige soll für den Mord an meiner Schwester büßen", sagte die Braut.
Makabre Situation
Die Eltern der Toten zweifeln jedoch nicht an dem Urteil des Gerichts. "Ich finde keine Worte, die Ediths Verhalten beschreiben könnten", sagte ihre Mutter der britischen Zeitung "Daily Mail". "Sie macht sich eines schweren Verrats schuldig." Bis zuletzt wollte die Familie die Ehe deshalb verhindern.
Mehrmals musste die Hochzeit verschoben werden, weil die Mutter Marcelina del Carmen Orellana versuchte, Edith aufgrund ihrer Heiratspläne für unzurechnungsfähig zu erklären. Sie behauptete unter anderem, ihre Tochter leide an psychischen Problemen. Erfolglos.
Medienberichten zufolge, darunter auch der bekannten Zeitung "El Periódico", hat sich Edith daraufhin verschiedenen Tests unterzogen. Die Psychologen konnten keinerlei Labilität feststellen. Ein Gericht erlaubte ihr schließlich, Cingolani zum Ehemann zu nehmen.
Jawort am Valentinstag
Als neues Datum wählte das Paar den Valentinstag. Ein Mitarbeiter des Standesamtes von Pico Truncado sagt den Reportern: "Die Zeremonie für Víctor Cingolani und Edith Casas war nur kurz, sie dauerte 15 bis 20 Minuten." Neben zahlreichen Justizvollzugsbeamten seien ansonsten nur Cingolanis Angehörige anwesend gewesen. Die Braut erschien in einem ultraknappen Minikleid in Pink.
Auch der Vater der Zwillinge Valentín Casas wollte im Interview seiner Tochter nicht gratulieren. "Für mich sind beide gestorben. Johana ist bei den Göttern, Edith beim Teufel", sagte er "El Periódico". Seine jüngere Tochter habe ein Model werden wollen, das Leben wurde ihr noch vor dem zwanzigsten Geburtstag genommen.
Cingolani selbst hatte immer wieder seine Unschuld beteuert: "Nachdem ich mich von Johana getrennt hatte, vergingen einige Monate. Dann begann ich eine Beziehung mit Edith." Er behauptet, er habe Johana sechs Monate vor ihrem Tod nicht gesehen. "Ich hatte keinen Kontakt zu ihr, weder persönlich noch am Telefon."
Zweiter Verdächtiger
Tatsächlich gibt es Hinweise, dass der Fall noch einmal neu aufgerollt werden könnte. Die Rede ist von einem zweiten Verdächtigen. Bei diesem soll es sich um Johanas festen Freund Marcos Dias handeln, der sich kurz vor ihrem Tod mit dem Opfer auf einer Party aufhielt.
Cingolani Anwalt, Lucas Chacon, sagte dazu: "Die Zigarettenkippen, die man neben Johanas Leiche gefunden hat, stammen von Diaz und alle Zeugen haben ihn belastet." Verurteilt wurde dennoch Cingolani.
In einem Interview versuchte der Häftling seine Schwiegereltern zu beruhigen. Er könne sie zwar verstehen, "aber Edith heiratet keinen Mörder. [...] Sie heiratet einen Mann, der in einen juristischen Skandal verwickelt ist. Alles, was wir wollen, ist Gerechtigkeit."
Die Tageszeitung "20 Minuten" zitiert zusätzlich Marcelina del Carmen Orellana, wie sie schwere Vorwürfe gegen ihre Tochter Edith erhebt: "Es bestehen keine Zweifel, dass sie noch von viel mehr weiß als dem Mord ihrer Schwester." Tatsächlich berichtet eine Zeitung, habe Edith in einem Brief davon gesprochen, dass ihr jetziger Ehemann sie in verschiedenen Situationen sexuell missbraucht habe.
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