Vor anderthalb Jahren kehrte das SRF mit einer atemberaubend schlechten Folge in die deutschsprachige "Tatort"-Gemeinschaft zurück und garnierte die Peinlichkeit mit einer jämmerlichen Bettszene der unsäglichen "CSI: Miami"-Darstellerin Sofia Milos. Umso verwunderter rieb man sich am Sonntag die Augen, wie mühelos und unaufgeregt den Schweizern in der Folge "Schmutziger Donnerstag" die Etablierung der erst zweiten lesbischen "Tatort"-Ermittlerin nach Lena Odenthal gelang. Ein guter Krimi-Sonntag: Mit Dani Levy (Regie), Petra Lüschow (Drehbuch) und einer Riege junger, in Deutschland fast unbekannter Schauspieler lieferten die Schweizer einen ungewöhnlich dicht erzählten "Tatort" ab, in dem nicht einmal ein Gastauftritt von DJ Bobo störend auffiel. Die Idee, einen vermeintlich Toten zum Mörder aus irrtümlicher Rache werden zu lassen, weil auch der zu rächende Sohn gar nicht tot ist das hätte in ein schlimmes Absurdistan ausarten können. Doch das Spiel der Maskierungen und Verbergungen vor dem Hintergrund des Karnevals blieb selbst dann noch spannend, als der Mörder längst feststand. Das Kommissar-Duo Reto Flückinger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Meyer) bietet zudem noch reichlich Potential in der Entwicklung der Figuren. Wenn das SRF dieses Niveau halten kann, ist es endgültig in der "Tatort"-Welt angekommen.
Ulli Tückmantel
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