Zur Überprüfung einer Mordtheorie hat die chilenische Justiz die Exhumierung der sterblichen Überreste des Literaturnobelpreisträgers Pablo Neruda angeordnet. Dies werde hoffentlich die Zweifel hinsichtlich der Todesursache ausräumen, erklärte am Freitag die Pablo-Neruda-Stiftung, die den Nachlass des Schriftstellers in Chile verwaltet. Neruda liegt bei seinem Haus im Küstenort Isla Negra, rund 120 Kilometer westlich von Santiago de Chile, begraben.
Laut offizieller Version ist der Schriftsteller knapp zwei Wochen nach dem Militärputsch vom 11. September 1973 an Prostatakrebs gestorben. Die Pablo-Neruda-Stiftung wies bislang die Theorie zurück, wonach der überzeugte Kommunist Neruda unter der Militärherrschaft ermordet wurde.
"Mysteriöse Spritze" verabreicht
Nerudas Sekretär und Fahrer Manuel Araya hatte ausgesagt, dass er den Poeten kurz vor seinem Tod am 23. September 1973 in eine Klinik gebracht habe, wo ihm eine "mysteriöse Spritze" verabreicht worden sei. Neruda habe außerdem geplant, am 24. September 1973 nach Mexiko auszufliegen, dazu sei es aber nicht mehr gekommen.
Neruda wurde insbesondere durch seine Liebesgedichte sowie durch den "Canto General" ("Der große Gesang"), ein episches Gedicht über Südamerikas Geschichte, bekannt. 1971 wurde er mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Die Werke des Autors, der zu den führenden Mitgliedern der Kommunistischen Partei Chiles zählte, waren während der Militärdiktatur von Augusto Pinochet zwischen 1973 und 1990 verboten.
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