Samstag, 24. August 2013

Pierre Brice und Rik Battaglia | Winnetou feiert mit seinem Mörder Geburtstag - BILD

Ein guter Bösewicht schießt schnell. Er küsst Frauen, die ihn gar nicht küssen wollen. Er feiert mit Donnerhall-Lachen die Teufeleien.

Im Kino hat „Winnetous Mörder" Rik Battaglia (86, „Rollins") all das getan. Fast 50 Jahre nach seiner berühmtesten Kugel mit Endstation Apachen-Herz („Winnetou III") stopft der Italiener die Friedenspfeife.

Über BILD sendet er aus seinem Heimat-Dörfchen Corbola (Venetien) eine Botschaft an Winnetou (Pierre Brice). „Ich werde ihm eine Einladung schicken. Wir wollen Arm in Arm feiern und trinken – wie es sein soll. Die ewigen Jagdgründe sollen gefälligst auf uns warten." Battaglia lädt Brice zum Geburtstag im Frühjahr ein.

Eine Mords-Party ist garantiert, mit dem Mann, den Karl-May-Fans hassen ODER lieben... Er sagt: „Heute werden die Bösen im Film mehr gewürdigt."

Brice blieb nach den Mega-Erfolgen mit elf Karl-May-Filmen (mehr als 40 Mio. Zuschauer) die edle Rothaut. Battaglia hatte den Stempel des Helden-Killers, auch wenn er mit großen Namen wie Sergio Leone, Klaus Kinski oder Bud Spencer insgesamt fast 100 Filme drehte.

Dabei ist sein echtes Leben schon großes Kino. BILD taucht ein in die Geschichte einer Leinwand-Legende.

Luxus, Frauen, Morddrohungen!

Er sagt: „Die Guten küssen zur Schluss-Musik für die Kamera. Die Bösen kriegen nach der letzten Klappe das Mädchen. Und meine Rollen waren immer sehr böse..." Nach Winnetous Tod kam noch mehr Fan-Post – mit Beschimpfungen. „Manche wollten mir ans Leder." Noch heute trägt Rik einen Kurz-Degen in seinem Gehstock. „Man weiß ja nie. Und ich bin alt und langsamer als früher. Allerdings kann ich Waffen eigentlich nicht leiden. Selbst beim Jagen empfand ich das Warten als den schönsten Teil."

Der Schurke, der das Schießen scheut!

ER sollte als Teenager wegen Zucker-Diebstahls von Nazis erschossen werden. ER musste sich alles hart erarbeiten. Vater? Nie gesehen. Die Mutter schickte ihn zur Oma auf den Bauernhof. Mit zwölf erster Knochenjob als Hilfsarbeiter in einer Auto-Werkstatt.

ER war Schuhflicker und Leichtmatrose. ER wurde einer der schönsten Männer des europäischen Kinos. Das sahen auch die weiblichen Stars damals so.

Rik (eigentlich „Caterino") sagt: „Ich verführte Sophia Loren auf dem Küchentisch." Gemein! Denn IHR Mann gab ihm die erste Film-Rolle. „Sie war einfach zu viel Frau für einen! Manche Frauen machst Du mit einer einzigen Fingerbewegung glücklich. Sophia wollte eine ganze Hand."

Anfang der 50er hatte der Venezianer seinen Job auf einem Handelsschiff geschmissen, trampte nach Mailand und jobbte in einer Bar.

Sein Glück: „Da saßen zwei Typen. Mehrere Tage. Sie waren traurig. Dann setzte ich mich daneben und trank mit. Es waren Drehbuch-Autoren. Sie brauchten für den Film ,Die Frau vom Fluss' einen Hauptdarsteller neben der noch kaum bekannten Sophia." Den Part sollte Kino-Star Raf Vallone (†) spielen. Doch der war zu klein. Battaglia sagte: „Hey, ich bin größer als der." Mit 1,85 Meter bekam er die Rolle. Der Start ins süße Schauspiel-Leben...

Denn gefeiert wurde damals ordentlich, wenn die Kameras abgeschaltet waren. Rimini, Venedig, Winnetou-Dreh in Jugoslawien. Nach der letzten Klappe ging's an Tresen und in die Kiste. Egal, wer eben noch gut oder böse war.

An die schönen Momente mit den wunderbaren Kolleginnen erinnert sich der Mann, der später auch als Mode-Händler erfolgreich Geld verdiente, mit Spitzbuben-Lächeln. Karin Dor („Ribanna", 75) oder Marie Versini („Nscho-tschi", 73) „mochten den Bösewicht sehr..."

Einer aber nicht: Terence Hill (zur Winnetou-Zeit noch als Mario Girotti beim Film, 74) und Battaglia wurden keine dicken Kumpel: „Er hat es in den 60ern nicht verkraftet, dass er nicht geliebt worden ist, die alte Kartoffel?" So nennt der Karl-May-Schurke den Hau-Drauf-Superstar wegen seiner deutschen Wurzeln. „Vor ein paar Jahren war ich mit meinem Freund Carlo (Anm. der Red. „Bud Spencer") zum Essen verabredet. Terence saß am Tisch und guckte nur auf den Boden, als ich kam." Die drei kennen sich übrigens schon seit 1959 aus dem gemeinsamen Film „Hannibal".

Bereut er den Kino-Mord an Winnetou heute? Rik lacht laut: „Sorry, Pierre. Du darfst dich revanchieren. Ich habe vor jeder Szene meine Brust geöffnet, mein echtes Herz herausgenommen und ein dunkles hineingesteckt. Ich musste es ja tun."

Und seine letzte Erinnerung an die Winnetou-Filme?

Keine Gute. 1968 drehte der Italo-Star „Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten". „Ich bin vom Pferd gefallen, hab mir das Schlüsselbein gebrochen. Dann bekam ich auch noch Gelbsucht und die Produzenten hatten nichts besseres zu tun, als mir zu unterstellen, ich würde simulieren.

Das war's für mich mit Winnetou..."

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