Mittwoch, 21. August 2013

Wer ist der Mörder von Westend? - DIE WELT

Stoff für das Drehbuch zum nächsten Tatortkrimi liefert der Mord an dem Steuerberater Ingo W. am 12. August in der Leistikowstraße im noblen Westend allemal. Doch ob es sich bei diesem Fall um den "perfekten Mord" handeln könnte, weil es eine Woche nach dem Verbrechen noch keine Täterfestnahme gibt, ist fraglich.

Einige Anzeichen sprechen immerhin dafür. Doch eine ganze Reihe von Fragen bleiben trotz der intensiven Ermittlungsarbeit durch die Spezialisten der 5. Mordkommission weiterhin unbeantwortet.

Die zwei Tatverdächtigen, die kurze Zeit später, nach den tödliche Schüssen in der Kanzlei, in der Wohnung im Nachbarhaus festgenommen wurden, mussten nach einer ersten Vernehmung mangels Beweise von der Polizei wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Und so stehen die Beamten scheinbar vor dem Nichts und der Frage: Wer ist der Mörder?

Ein wesentliches Beweismittel zur Überführung eines Täters ist beispielsweise die Mordwaffe. Warum ist sie nicht auffindbar? Von der benutzten Neun-Millimeter-Pistole fehlt offenbar nach wie vor jede Spur. Im Fall des Steuerberaters Ingo W. hat sich die Suche nach dem Tatwerkzeug zum Anfang lediglich auf zwei Grundstücke an der Leistikowstraße bezogen. Einmal auf das Grundstück, in der die Kanzlei des Mordopfers ihren Sitz hat. Zum anderen auf das benachbarte Grundstück. Dort wohnen die anfangs unter Tatverdacht festgenommen Söhne von Ingo W. gemeinsam mit ihrer Mutter.

Eine weiträumige Suche durch Beamte einer Hundertschaft der Polizei im Kiez hat es jedoch nach Beobachtung zahlreicher Zeugen bislang nicht gegeben. Immerhin waren zwischen Tatzeit und Festnahme der Tatverdächtigen in ihrer Wohnung in Nachbarhaus mehr als 20 Minuten vergangen. Genügend Zeit also, um eine Waffe verschwinden zu lassen.

Ein weiteres bedeutsames Beweismittel, um im Fall eines Mordes den Täter zu überführen, sind Spuren die er beispielsweise an den Händen trägt. Beim Verwenden einer Schusswaffe bleiben winzige Partikel in den Hautporen zurück, sogenannte Schmauchspuren. Um diese auch Stunden nach der Tat nachweisen zu können, werden bei der Festnahme eines Tatverdächtigen üblicherweise dessen Hände mit Papiertüten überzogen. Diese Form der Beweissicherung hat es nach Angaben von Augenzeigen bei der Festnahme der beiden Tatverdächtigen durch Beamte eines Spezialeinsatzkommandos nicht gegeben.

Zum Zeitpunkt der Festnahme hatte sich in der Wohnung der beiden Tatverdächtigen Söhne auch die Mutter und Ehefrau des Ermordeten aufgehalten. Da sie offenbar nicht als Tatverdächtige in Betracht gezogen wurde und sich die Arbeit der Polizei scheinbar ausschließlich auf die Söhne konzentriert hatte, wurden auch bei der Frau des Mordopfers keine gesonderten Maßnahmen zur Beweissicherungen vorgenommen.

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