Berlin (dapd). 135 Berichterstatter, darunter 88 Journalisten, sind in diesem Jahr getötet worden. Die Zahl der getöteten Journalisten erreichte damit einen Höchststand, wie die Organisation Reporter ohne Grenzen in ihrem Jahresbericht mitteilte. Es sei die höchste Opferzahl seit der ersten Bilanz im Jahr 1995 und ein Drittel mehr als 2011. Zudem wurden sechs nicht-redaktionelle Mitarbeiter getötet.
"Zu den enorm hohen Opferzahlen haben vor allem der Syrien-Konflikt, die Gewalt der Taliban in Pakistan und der Bürgerkrieg in Somalia beigetragen", sagte ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske. Auch unter den Bloggern und Bürgerjournalisten stieg die Zahl der Getöteten binnen Jahresfrist drastisch an, von 5 auf 47 Opfer. 44 von ihnen starben laut ROG in Syrien bei dem Versuch, als Reporter, Fotografen oder Video-Journalisten den Alltag des Bürgerkriegs zu dokumentieren.
"Die Gewalt, mit der das Regime von Baschar al-Assad gegen Aufständische vorgeht, traf Journalisten und Blogger als Zeugen der Bluttaten schwer", heißt es in dem Bericht. "Doch auch bewaffnete Oppositionelle, die kaum noch Kritik dulden, griffen Journalisten an und diffamierten sie als Spione." In Syrien sei unabhängiger Journalismus inzwischen fast unmöglich.
Dutzende Journalisten im Drogenkrieg in Mexiko getötet
Die meisten Journalisten kamen in diesem Jahr in Kriegs- und Krisengebieten ums Leben. Andere wurden nach Angaben der Reporter-Organisation "durch mafiöse Banden, militante Islamisten oder sogar im Auftrag hochrangiger Staatsbeamter ermordet". In Mexiko seien Dutzende Journalisten umgebracht worden, weil sie über "Drogenhandel, Korruption und die Verquickung von Politik und organisiertem Verbrechen berichteten".
Im Nahen und Mittleren Osten sowie Nord-Afrika zählte ROG 26 getötete Journalisten. Besonders gefährliche Regionen waren zudem Asien (24 Tote), afrikanische Länder südlich der Sahara (21 Tote) sowie Nord- und Südamerika (15 Tote). In Russland kamen zwei Medienvertreter ums Leben.
2.000 Journalisten angegriffen
Weltweit wurden dem Bericht zufolge zudem knapp 2.000 Journalisten angegriffen oder bedroht und damit in etwa so viele wie im Jahr zuvor. 38 Pressevertreter wurden entführt (2011: 71) und 879 festgenommen (2011: 1.044). Die geringere Zahl der Festnahmen wird in dem Bericht unter anderem auf den Sturz des libyschen Machthabers Muammar al Gaddafi und des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak zurückgeführt.
Mindestens 193 Journalisten sowie 130 Blogger und Internetaktivisten sitzen nach Angaben von ROG momentan wegen ihrer Arbeit im Gefängnis, die meisten von ihnen in der Türkei und in China.
Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning, forderte alle Regierungen weltweit auf, "die Pressefreiheit in ihrem Land zu garantieren und Journalisten vor Verfolgung zu schützen". Die Pressefreiheit sei "die Mutter aller Freiheiten". "Ohne sie kann es kein freies und menschenwürdiges Leben geben", sagte Löning.
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