Hof - Angeklagte haben den Hofer Justiz-Turm auf der Fahrt zur Urteilsverkndung wohl oft mit Bangen durch die getnten Scheiben des Polizei-Kleinbusses nherkommen sehen. Einige von ihnen schickte das im Hochhaus beheimatete Gericht lebenslang hinter Gitter, verhngte Sicherungsverwahrung oder brummte Wirtschaftsverbrechern Millionen-Strafen auf.
Der spektakulrste Prozess, der weltweit Aufsehen erregt htte, hat hier jedoch nie stattgefunden: Serien-Killer Volker Eckert nahm sich am 2. Juli 2007 in seiner Zelle das Leben, am Tag, nachdem ihm aus dem Justiz-Hochhaus die Anklage zugestellt worden war. Der Fernfahrer aus Hof soll mindestens 13 Prostituierte in fnf Lndern ermordet haben. Einige Taten hatte er bereits zugegeben.
Medien-Trubel und Blitzlicht-Gewitter gab es zu Fen des Hochhauses dennoch immer wieder. Etwa beim monatelangen Prozess gegen Johannes Zwick, der in einem der grten Steuerskandale der deutschen Rechtsgeschichte angeklagt war. Im Juli 1999 sprach das Landgericht den Sohn des bayerischen Bderknigs Eduard Zwick frei.
Unvergessen und bis heute kontrovers diskutiert ist die Hauptverhandlung gegen den behinderten Gaststttenhelfer Ulvi Kulac, der am 30. April 2004 hier verurteilt wurde. Kulac soll die neunjhrige Peggy Knobloch aus Lichtenberg am 7. Mai 2001 gettet haben - die Leiche des Mdchens wurde nie gefunden.
Um Hunderte von Millionen Mark und spter Euro ging es in den aufsehenerregenden Wirtschaftsprozessen in Hof, denn im Hochhaus war auch die oberfrnkische Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft fr Wirtschaftskriminalitt zuhause. Hier wurden zum Beispiel im Mrz 2006 nach der 100-Millionen-Euro-Pleite des Finanzdienstleisters SMP die beiden Geschftsfhrer des Unternehmens wegen Anlagebetrugs zu mehrjhrigen Haftstrafen verurteilt.
Mord und Totschlag - damit hatten die Justiz-Mitarbeiter im Hochhaus oft zu tun. Menschliche Tragdien wurden in den Verhandlungen offenbar, etwa beim Prozess um den "Auensee-Mord" im Juli 2007. Das Opfer Elke Wolfrum hatte dem spteren Mrder Klaus Jger trotz eindringlicher Warnungen der Polizei zu lange vertraut - ein tdlicher Irrtum.
Brutalste Details steckten unter den Aktendeckeln in dem nun selbst dem Ende geweihten Gebude. Geschichten, mit denen man fr ein paar Jahre jeden Sonntagabend den "Tatort" bestreiten knnte. Etwa die Patronenhlse, die den Mrder der Hofer Prostituierten "Karina" lebenslang ins Gefngnis brachte: Neunmal hatte der Waffennarr Gerd Rene Rolle aus Weienstadt im Mrz 2006 auf die Frau geschossen - und die Hlsen fein suberlich aufgesammelt, um seine Spur zu verwischen. Doch eine fand er nicht: Das Opfer war, tdlich getroffen, darauf gefallen.
Trnen gab es viele im Schatten des Justiz-Turms. Sexuelle Gewalt war hier immer wieder ein brisantes Thema; Opfer mussten intimste Details ihres Martyriums offenbaren, um der Justiz die Handhabe zu geben, ihre Misshandler wegzusperren.
Trnen gab es auch von den Angehrigen der Verbrechensopfer. Mtter weinten hier um ihre Shne, etwa um den auf brutalste Weise von seinen teils minderjhrigen Bekannten ermordeten Michael Kspert aus Marktredwitz oder den auf einem Dorfparkplatz kaltbltig niedergeschossenen Hans-Joachim Wirth aus Geroldsgrn.
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