Herbertingen Alle 202 Eber der Eberstation in Herbertingen (Landkreis Sigmaringen) werden geschlachtet. Der Grund: Einzelne Tiere sind mit dem PRRS-Virus infiziert. Das Sperma der erkrankten Tiere steht im Verdacht, die Schweineviruserkrankung in der Schweiz ausgelöst zu haben. Bei Untersuchungen wurde in der Herbertinger Station das PRRS festgestellt", bestätigt Jörg Sauter, Geschäftsführer des Schweinezuchtverbandes Baden-Württemberg, zu dem die Eberstation gehört. Ebenfalls bestätigt er, dass betroffene Schweizer Betriebe mit Ebersperma aus Herbertingen beliefert wurden.
PRRS ist die Abkürzung für das Porzine Reproduktive und Respiratorische Syndrom. Es wird durch ein Virus verursacht, das über die Lunge ins Tier eindringt. Dort zerstört das Virus die Immunzellen der Lunge und schwächt damit die Abwehr der Lunge auch gegen alle anderen Erreger. Eine Infektion mit dem PRRS-Virus kann Probleme im Atemwegs- sowie Fortpflanzungsbereich verursachen. Die Impfung gegen PRRS ist die einzige Möglichkeit im Kampf gegen das Virus, da Antibiotika keine Wirkung bei Viren zeigen.
Im schweizerischen Appenzell sind alle 1300 Schweine eines Betriebs getötet worden, weil bei 14 Mutterschweinen die Seuche PRRS nachgewiesen wurde. Die Schweine hatten sich durch das Sperma der Eberstation in Herbertingen angesteckt. Das Schweizer Bundesamt für Veterinärwesen hat entschieden, dass alle Tiere dieses Betriebs schnell getötet werden müssen, um die Ausbreitung der Seuche zu verhindern. In unseren Nachbarländern ist PRRS weit verbreitet, aber die Schweiz ist frei davon und will es auch bleiben. Da hilft nur die Ausrottungsstrategie", sagt Albert Elmiger vom kantonalen Führungsstab Appenzell Innerrhoden. Daher wurden auch die Schweine aller 26 Betriebe, die das verseuchte Sperma eingesetzt hatten, sowie die der Kontaktbetriebe, untersucht. Bislang hat man keine der Viren mehr gefunden", so Elmiger. In drei bis vier Wochen werden die Tiere der betroffenen Betriebe erneut untersucht. Nur so könne man sicher sein, dass die Schweiz frei von PRRS bleibe.
Bis zu 500.000 Euro Schaden
Laut Jörg Sauter, dem Geschäftsführer des baden-württembergischen Schweinezuchtverbands, ist der Vorfall in Herbertingen der erste PRRS-Befall der drei Eberstationen, die zu dem Verband gehören. Da uns Hygienestandards sehr wichtig sind, ist die Schlachtung aller Tiere sowie eine vollständige Desinfektion der Station für uns die Konsequenz", sagte Sauter. Anschließend werde ein neuer Zuchtbestand aufgebaut. Den finanziellen Schaden schätzt er auf 300.000 bis 500.000 Euro.
Für Menschen besteht keinerlei Gefahr durch den Virusbefall", sagt Sauter. Dies bestätigt Alois Willburger, Fachbereichsleiter Veterinärdienst und Verbraucherschutz beim Landratsamt Sigmaringen. Es besteht weder eine Gefahr für Menschen noch für andere Tierarten außer dem Schwein. PRRS-Infektionen sind seit vielen Jahren in der landwirtschaftlichen Schweinehaltung bekannt und gefürchtet, da sie einen wirtschaftlichen Verlust bedeuten." Sauter schätzt, dass das Virus in rund 50 Prozent der deutschen Schweineställe vorhanden ist. Es handelt sich hier keineswegs um einen Lebensmittelskandal", sagt der Chef des Schweinezuchtverbandes.
Entdeckt wurde der Virusbefall bei den Herbertinger Ebern bei routinemäßigen 14-tägigen Stichprobenuntersuchungen. Aus juristischer Sicht habe der Verband niemals zugesichert, dass er PRRS-freies Sperma liefere. Nach Bekanntwerden des Befalls sei die Sperma-Auslieferung sofort gestoppt worden, die Information darüber an das Veterinäramt und die Kunden weitergeben worden.
Wie das Virus allerdings in die Eberstation gelangt ist, kann Sauter sich nicht erklären. Laut Willburger verlaufen die Infektionswege am häufigsten über die Luft und über den Tierkontakt von Schwein zu Schwein. Im bäuerlichen Betrieb sei durch die Verdünnung des Eber-Ejakulats und die Schutzmechanismen der Sau der Infektionsweg über Ebersamen aber eine geringe Gefahr.
(Erschienen: 12.12.2012 18:55)
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