Mannheim/Vilnius Eine Plattenbau-Siedlung im Norden Litauens, rund zehn Autominuten von der Grenze zum Nachbarland Lettland entfernt. Der Ort heißt Naujoji Akmen?, wurde erst 1954 gebaut rund um eine Zementfabrik. 9000 Menschen leben in der grauen Tristesse. Bis vor ein paar Jahren waren es noch 15 000. Doch die Fabrik liefert schon lange nicht mehr genug Arbeitsplätze
BILD IM HEIMATORT DER TOTEN AUSTAUSCH-STUDENTIN
Hier in Naujoji Akmen? wuchs Gabriele Z. ( 20) auf, die am Freitagmorgen gefunden wurde vergewaltigt und ermordet. Mitten in der Mannheimer Innenstadt wurde ihre Leiche entdeckt.
Der Ort, wo die Leiche lag, ist vermutlich auch der Tatort gewesen", sagt Polizeisprecher Martin Boll. Die Sonderkommission Cäsar" wurde mittlerweile auf 52 (!) Beamte aufgestockt.
Nach den neuesten Erkenntnissen der Mordermittler besuchte Gabriele am Tag der Deutschen Einheit das Uni-Kino in Mannheim (Movie Night"). Zwischen 21.30 und 22 Uhr verließ sie das Uni-Gelände unklar, ob sie danach gleich nach Hause ging. Am Morgen wurde sie dann tot an einer Brückenauffahrt gefunden.
DER MORD WAR DAS BRUTALE ENDE EINES GROSSEN TRAUMS!
Vor zwei Jahren machte Gabriele Abitur in dem kleinen Ort in Litauen, in dem es mehrere Wohnblöcke, eine Kirche, einen Supermarkt, die Fabrik und ein Gymnasium gibt. Und sie war eine ausgezeichnete Schülerin! Ihr Foto klebt im Besten-Buch der Schule, in dem sich jedes Jahr nur die erfolgreichsten Schüler verewigen dürfen.
Es sind die, auf die wir besonders stolz sind", sagt Gabrieles ehemalige Deutsch-Lehrerin Regina Kriauciumine, und Gabriele gehörte dazu." Vier Jahre Lang hat Gabriele bei ihr gelernt, am Ende auch ihre Abi-Prüfung in Deutsch gemacht.
Von Gabrieles Tod hat das Lehrer-Kollegium am Montagmorgen erfahren. Die 15-jährige Tochter ihrer ehemaligen Klassenlehrerin Vita Pociene (49) hatte die Nachricht im Internet entdeckt. Sie war so herzlich und fleißig", sagt Pociene, hat immer alles gewissenhaft gemacht, war bei uns in der Tanzgruppe, bei ihren Mitschülern beliebt."
Immer wieder fängt die Lehrerin beim Erzählen an zu weinen, nimmt ihre Brille von einer Hand in die andere. Ich kann es einfach nicht glauben. Das ist so grausam und kalt."
Die Wohnung, in der Gabriele und ihr Bruder (23) aufgewachsen sind, liegt nur eine Straße von der Schule entfernt. Im dritten Stock eines Mehrfamilienhauses, in der Mitte eines großen Wohnblocks. Im Innenhof stehen Schaukeln. Manche wurden zu Wäscheleinen umfunktioniert. Kinder spielen hier nicht, die Häuser wirken farblos, fast unbewohnt.
Doch Gabrieles Eltern leben noch heute hier. Allein, seit beide Kinder zum Studieren nach Vilnius gegangen sind. Am Sonntag klingelte die Polizei und teilte den Eltern mit, dass ihre Tochter in Deutschland ermordet wurde. In jenem Land, das sich Gabriele Z. ausgesucht hatte, um für ein besseres Leben zu studieren.
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