Wiesloch. (hds) Feiner Nieselregen und schummeriges Licht in den Gassen, die Kühle des Abends machte sich breit, huschende Gestalten mit hochgeschlagenen Kragen waren auf dem Weg zu gleich vier "Tatorten": In Wiesloch war wieder die Kriminacht angesagt, diesmal eingebaut in die Literaturtage. Bei der zweiten Auflage, wieder organisiert vom Kulturforum Südliche Bergstraße, hielten acht Autoren mit ihren spannenden Geschichten die Besucher in Atem und auf Trab. "Tatorte" der insgesamt 14 Lesungen waren die Buchhandlungen Eulenspiegel und Dörner sowie Ascot und Freihof. Das Interesse der Freunde von ermittelnden Kommissaren, flüchtenden Tätern und undurchsichtigen Handlungen war wieder riesengroß und mancherorts wurde es kuschelig eng. Jeweils zur vollen Stunde wurde gelesen, anschließend ging es weiter zur nächsten "Location".
Walter Landin, sich selbst als "begeisterter Mannheimer" beschreibend, gab Einblicke in seinen Roman "Bluthitze". Ein polnischer Erntehelfer wird erschossen, Hauptkommissar Lauer ermittelt. Und da schlägt der Mörder gleich nochmals zu und tötet eine Journalistin. Mannheimer Lokalkolorit pur. Die aus Wiesbaden kommende Autorin Ute Mügge-Lauterbach, die unter dem Namen Fenna Williams schriftstellerisch unterwegs ist, entführte ihre Zuhörer nach Schottland. Um Whisky ging es in ihrem Werk "Glen Scotia Special", aber auch so manch dunkles Geheimnis in Candletown, auf der schottischen Halbinsel Kintyre gelegen, galt es aufzudecken.
Mit Wolfgang Burger gab der auflagenstärkste Schreiber seine Visitenkarte ab. Seit 1995 schreibt er Kriminalromane und hat inzwischen eine Gesamtauflage von rund 400 000 verkauften Exemplaren erreicht. Burger berichtete über "Das vergessene Mädchen": Eine junge Frau verschwindet auf einer Klassenfahrt spurlos und der Heidelberger Kripochef Alexander Gerlach, Protagonist und Ich-Erzähler, hat es gleich mit zahlreichen Vergehen und noch mehr Verdachtsmomenten zu tun.
Marlene Bach versprühte "Kurpfalzgift". Dahinter verbirgt sich eine Geschichte um den trinkfreudigen Hofzwerg Perkeo auf dem Heidelberger Schloss, es verschwinden Menschen und giftiges Gebräu spielt eine wichtige Rolle. Die seit 1997 in Heidelberg lebende Autorin schreibt seit 2006 Krimis. In Claudia Schmids Buch "Mannheimer Todesmess" wird auf der beliebten "Mannheimer Mess" während des Feuerwerks ein Toter an die Rückwand einer Weinhütte genagelt. Das Opfer war Winzer an der badischen Weinstraße. Liegt hier das Motiv? Kriminalhauptkommissarin Melanie Härter, die als Winzertochter einen guten Tropfen zu schätzen weiß, ermittelt mit ihrem Kollegen Jörg Kenner in Mannheim und Umgebung. Bei den spannenden Geschichten aus der Umgebung konnten die Besucher der Kriminacht ganz besonders mitfiebern. "Da waren wir noch vor zwei Wochen", keimten Erinnerungen auf.
Harald Schneider erzählte von einem Attentat auf den Schifferstadter Kommissar Reiner Palzki. Der Kripo-Mann ermittelt im Rhein-Neckar-Dreieck und in der Vorderpfalz. Eine Armbrust spielt eine Rolle und die Spur führt in das Barockschloss Mannheim. Hier erfährt Palzki von einem geheimnisvollen Schriftstück, das in der Gruft der Mannheimer Schlosskirche gefunden wurde. Marcus Imbsweiler las aus seinem Kurzgeschichtenband "Heidelberg auf die kriminelle Tour" und zog seine Zuhörer in den Bann.
Einen einstmals echten Kriminalkommissar und Mitglied der Mordkommission des Polizeipräsidiums Karlsruhe konnten die Besucher mit Toni Feller erleben. Er verarbeitet in seinen Büchern spektakuläre und authentische Kriminalfälle. Diesmal rezitierte er aus seinem Krimi "Peccantia - Die Sünde".
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