Wenn Sie sich diesen Artikel vorlesen lassen wollen benutzen Sie den Accesskey + v, zum beenden knnen Sie den Accesskey + z benutzen.
10. Oktober 2013 00:00 Uhr
Flchtlingsdrama
30 Millionen EU-Soforthilfe fr Italien zum Trotz: Mit "Mrder"-Rufen sind der Prsident der EU-Kommission Jos Manuel Barroso und Italiens Premier Enrico Letta auf Lampedusa empfangen worden.
-
Abgeschirmt: Jos Manuel Barroso trifft auf Lampedusa ein. Foto: dpa
Als die Delegation am Morgen das Flughafengelnde betrat, riefen einige Bewohner der Insel: "Mrder!" und "Schande ber Euch!". Die Protestierenden hielten Fotos von Flchtlingen in die Hhe. Auerdem hatten Fischer Protestschilder vorbereitet. "Eine Insel voller Schmerz, die das Gewicht der weltweiten Gleichgltigkeit trgt", war darauf zu lesen oder "Schluss mit den Laufsteg-Besuchen der Politiker, geht nach Hause!"
Nach dem Schiffsunglck vor Lampedusa, bei dem vergangene Woche vermutlich mehr als 300 afrikanische Flchtlinge ertrunken waren, hatten zahlreiche Politiker die sditalienische Insel besucht. Barroso und Letta waren mit der EU-Innenkommissarin Cecilia Malmstrm und Italiens Innenminister Angelino Alfano gekommen. Auch regionale Politiker zhlten zu der groen Delegation. Die Gruppe besuchte zuerst den Hangar in der Nhe des Flughafens, in dem die geborgenen Leichen in hlzernen Srgen aufbewahrt werden. "Das Bild mit den Srgen wird immer in meinem Kopf bleiben", sagte Barroso spter vor der Presse. Bis zum Abend erhhte sich die Zahl der geborgenen Toten auf 302. Der EU-Kommissar versprach 30 Millionen Euro Soforthilfe fr Italien. Die italienische Regierung stellte 190 Millionen Euro in Aussicht, um die Versorgung der Flchtlinge zu verbessern, zudem 20 Millionen Euro Hilfe fr minderjhrige Flchtlinge. Barroso kndigte an, der nchste EU-Innenministerrat Ende Oktober werde sich mit der Frage der Einwanderung befassen. Er regte zudem Abkommen mit den afrikanischen Lndern an, aus denen sich die Flchtlinge nach Europa aufmachen. Die Proteste gegen den Besuch wurden beim Besuch des Rathauses von Lampedusa fortgesetzt. Dort sollen sich Ministerprsident Enrico Letta sowie die Brgermeisterin der Insel, Giusy Nicolini, fr den Besuch des Aufnahmelagers auf der Insel eingesetzt haben. Dieser stand zunchst nicht auf dem Programm der Delegation, fand anschlieend aber doch statt. "Leid und Schmerzen", habe er dort beobachtet, sagte Letta nach dem Besuch.
Werbung
In dem Aufnahmelager befinden sich derzeit immer noch 800 Menschen, obwohl dort offiziell nur 270 Pltze vorgesehen sind. Der Ministerprsident entschuldigte sich fr die "Versumnisse" Italiens und kndigte ein Staatsbegrbnis fr die Opfer der Tragdie an.
Er schme sich dafr, dass gegen die 155 berlebenden ermittelt werde, sagte Letta. Nach italienischem Gesetz machen sich Emigranten, die italienischen Boden ohne Genehmigung betreten, der "illegalen Einwanderung" strafbar. In der Regierung, die von einer groen Koalition getragen wird, werde ber die Abschaffung dieser Norm "mit unterschiedlichen Meinungen" diskutiert.
Autor: Julius Mller-Meiningen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen