Laut der bekannten Fachjournalistin und Rechtsextremismus-Expertin Andrea Röpke hatten die Terroristen des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU), denen mindestens zehn Morde zur Last gelegt werden, auch Kontakte in der Region. Bereits Anfang der 1990er-Jahre hätten die Rechtsterroristen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe vier Wochen auf dem Campingplatz Krakow am See gezeltet und von dort Kontakte zu Rechtsextremen vor allem in Rostock aufgebaut und sich mit ihnen getroffen, sagte Andrea Röpke Dienstagabend bei einer Lesung in der Güstrower Kreisvolkshochschule. "Die Beziehungen zu Rostocker Rechtsextremen waren gut. Die Freundschaft hielt bis zum Schluss", sagte sie.
Auch wenn das Schweriner Innenministerium weiterhin einen eigenen parlamentarischen NSU-Untersuchungsausschuss ablehne, so Röpke, hätten die NSU-Terroristen Mecklenburg-Vorpommern immer wieder als Rückzugsraum genutzt und "Gleichgesinnte in der mecklenburgischen Abgeschiedenheit gesucht". Nahezu jedes Jahr hätten sie Urlaub an der Ostsee gemacht. "Auch für 2012 war noch ein sechswöchiger Urlaub auf Rügen geplant", so Röpke. Es habe viele Verbindungen in den Nordosten gegeben. Deshalb auch der Mord an dem Dönerverkäufer Mehmet Turgut am 25. Februar 2004 in Rostock sowie zwei Banküberfälle auf die Sparkasse Stralsund. "Banküberfälle zur Finanzierung von Untergrundtätigkeiten sind in der militanten Neonazi-Szene üblich", sagte Röpke.
Andrea Röpke vertritt vehement die These, dass es sich bei den NSU-Terroristen nicht um eine "kleine Dreiergruppe" gehandelt habe, sondern dass es "ein klares Netzwerk" gegeben habe. "Ihre Mord ideen sind in einer militanten Neonazi-Szene gewachsen." Bei den Sympathisanten und Helfern führe die Spur immer wieder auch in den Nordosten. Gleichzeitig behauptet Röpke, dass die Sicherheitsbehörden über Jahre die Professionalität und die Kampfansagen der Neonazis nicht ernst genommen oder gar "fahrlässig vernachlässigt" hätten.
Seit Jahren ist Andrea Röpke in MV aktiv, war bereits dreimal zu Lesungen in der Kreisvolkshochschule in Güstrow - getrieben von einem unbändigen Aufklärungsanspruch. In MV recherchiert sie auch viel, da sich hier nach ihrer Meinung zahlreiche Rechtsextremisten angesiedelt hätten. Immer wieder erwähnte Andrea Röpke Dienstagabend die "Artgemeinschaft Germanische Glaubensgemeinschaft", die sich in der Gegend rund um Lalendorf niedergelassen habe und Kontakte zur Neonazi-Szene pflege. Auch im aktuellen Verfassungsschutzbericht des Landes wird der "Artgemeinschaft" eine "besondere Rolle im Raum Güstrow" zugewiesen. Sie sei zwar weniger nach außen wahrnehmbar, jedoch "rassistisch ausgerichtet und bedeutsam für die szeneinterne Vernetzung", heißt es vom Landesamt für Verfassungsschutz.
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