Nach einem Bombenanschlag gibt es unterschiedliche Berichte darüber, wo genau der Sprengsatz angebracht worden war, im Podium oder unter dem Sitz oder gar im Mikrofon, in das Gouverneur Arsala Dschamal gerade sprechen wollte, als die Explosion per Fernzündung ausgelöst wurde. In jedem Fall werfen der Ort und der Anlass, zu dem der Gouverneur auftrat, ein bezeichnendes Licht auf die Tat: Arsala Dschamal wurde in einer Moschee getötet, just als er zum ersten Tag des islamischen Opferfestes Eid ul-Adha eine Ansprache halten wollte.
Bis zum Dienstagabend hatte sich noch niemand zu dem Anschlag bekannt. Doch als noch am gleichen Tag ein Sprecher der Provinzregierung den Tod des Gouverneurs bekannt gab, erklärte er, die Täter seien unter den "Feinden des Islam und Afghanistans" zu finden eine Formulierung, die traditionell für die Taliban verwendet wird. In deren Symbolsprache enthält die Explosion in der Moschee in etwa folgende Botschaft: Der Krieg gegen die Regierung von Hamid Karsai geht mit aller Härte weiter, ohne Rücksicht auf religiöse Friedensgebote. Schutz durch die Religion haben Vertreter der Regierung Karsai in den Augen der Extremisten ohnehin nicht verdient. Und Arsala Dschamal stand dem Präsidenten besonders nahe.
Der studierte Volkswirt und Entwicklungsprofi mit kanadischem Pass arbeitete nach Stationen bei der Hilfsorganisation Care und der afghanischen Nationalbank als Karsais Kampagnenmanager im Präsidentschaftswahlkampf 2009. Anschließend wurde er von Karsai unter anderem als Gouverneur der einst besonders umkämpften Provinz Khost eingesetzt, wo er sich Verdienste erwarb. Auch beim Aufbau der Kupfermine von Ainak in der Provinz Logar soll er einiges geleistet haben. Das Projekt, das in Zusammenarbeit mit einem chinesischen Konsortium betrieben wird, gilt als Symbolprojekt für Afghanistans Zukunft als Rohstofflieferant. Auch diese Perspektive sollte mit Dschawad, dem höchstrangigen Anschlagsopfer seit zwei Jahren, offenbar getroffen werden. Doch möglicherweise könnte damit auch ein Signal für die Präsidentenwahl im April 2014 verbunden sein: Die letzte Wahl, die Dschawad gewinnen half, war massiv gefälscht. Und auch für die nächste Abstimmung, so ist zu hören, werden schon heute Wählerregistrierungskarten gehandelt, das Stück für fünf US-Dollar.
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