Der Mörder singt ein Kinderlied - Siegener Zeitung

Apollo-Theater-Saison eröffnet

Siegen. Mit Agatha Christies berühmter "Mausefalle" in einer Inszenierung der Braunschweiger Komödie am Altstadtmarkt wurde im Siegener Apollo die Theatersaison eröffnet.

la - Es ist die Mutter aller Kriminalstücke: "Die Mausefalle" von Agatha Christie. Seit 61 Jahren läuft es im St. Martin's Theatre im Londoner West End. Jeden Tag und am Wochenende gleich zweimal. Ein Ende ist nicht absehbar, denn das ursprünglich als Hörspiel konzipierte Stück für die damalige Königinmutter Mary hat alle Ingredienzen, die man sich für eine spannende Unterhaltung wünscht. Und selbst wenn man es schon einmal als Bühnenfassung gesehen hat, fiebert man immer noch mit, wenn es um die Frage geht: Wer ermordete Maureen Lyon in London, und wer ist der Mörder unter den Gästen in der Pension im alten Haus Monkswell, das Mollie und Giles Ralston betreiben?

Vom Hörspiel zum Theaterstück

Ursprünglich hieß das zwanzigminütige Hörspiel "Three Blind Mice" (Drei blinde Mäuse), das zum 80. Geburtstag von Queen Mary von der BBC ausgestrahlt wurde. Agatha Christie arbeitete es später zum Bühnenstück um, wählte einen neuen Namen, "The Mousetrap", und schenkte die Rechte und damit alle Einnahmen ihrem damals siebenjährigen Enkel Matthew Prichard. Es wurde eine lebenslange Goldgrube, denn das Stück ist nicht nur in London ein Renner, sondern auch auf ausländischen Bühnen ein Krimi-Klassiker.

Inszenierung wurde nach London eingeladen

Die Komödie am Altstadtmarkt in Braunschweig eröffnete am Freitag die Apollo-Theatersaison 2013/14 mit dem erfolgreichsten Kriminalstück der Welt. Für Florian Battermann, Inhaber des Theaters, erfüllte sich mit der Rolle des Sergeant Trotter ein Herzenswunsch. Es war quasi das Geburtstagsgeschenk für den agilen Theatermann zum zehnjährigen Bestehen. Und für den London-Fan setzte die Einladung des St. Martin's Theatre im vergangenen Jahr noch ein i-Tüpfelchen drauf. Seine deutschsprachige Inszenierung (Regie: Jan Bodinus) wurde eingeladen zu einem internationalen Theatertreffen. Der Anlass: Seit 60 Jahren wird im West End "The Mousetrap" gespielt.

Homogenes Ensemble, einzig Sergeant Trotter patzte

Das Siegener Publikum musste am Freitag und Samstag mit einer Umbesetzung vorliebnehmen. Für Florian Battermann sprang Arne Lehmann ein, der die Rolle des Sergeant Trotter bereits am Berliner Kriminal Theater gespielt hatte. Bei allem Wohlwollen: Die Textpatzer und kleinen Passagen-Hänger des Berliner Schauspielers störten, kratzten am glänzenden Lack der Aufführung. Doch auch das überstand der Krimi, nicht zuletzt wegen des homogenen Ensembles. Da ist der exzentrische Architekturstudent Christopher Wren (Andreas Werth), die altjüngferliche Mrs. Boyle (Beatrice Fago), die distanzierte, im strengen Hosenanzug agierende Miss Casewell (Nina Damaschke), der eloquente Major Metcalf (Werner H. Schuster) und Mr. Paravicini (Botond von Gaal): Sie alle hat es in die Pension von Giles (Wolfram Pfäffle) und Mollie (Marion König) verschlagen. Ein Schneesturm schneidet die Pensionsgäste von der Außenwelt ab. Die Telefonleitungen werden durchgeschnitten, und einzig Sergeant Trotter schlägt sich auf Skiern zu den Eingeschlossenen, die in der "Mausefalle" sitzen, durch. Er ist auf der Suche nach einem Mörder.

Am Ende ist das Publikum Mitwisser

Bei den Ermittlungen wurde ein Notizbuch des flüchtigen Mörders von Maureen Lyon gefunden. Und außerdem der Hinweis auf "Drei tote Mäuse", und ein Zettel an der Leiche mit der Aufschrift "Das war die erste". Ist der Mörder unter den Pensionsgästen, nehmen die Gäste eine falsche Identität an? Zwei Akte darf das Publikum rätseln und erfährt schließlich, was es mit dem Kinderlied von den "Drei toten Mäusen" auf sich hat. Und vielleicht geht es dem Zuschauer ja wie Winston Churchill: Dem wurde nachgesagt, er habe den Täter bereits vor der Pause erraten. Doch er verriet ihn nicht. Und wie immer wurde am Freitag und Samstag das Publikum im Apollo aufgefordert, den Namen auch nicht zu verraten. Hotelbesitzer Giles Ralston: "Sie sind jetzt alle Mitwisser!"