Samstag, 21. September 2013

Wollte der Mörder sich selbst richten? - Nordsee-Zeitung

Wollte der Mrder sich selbst richten?

Bremerhaven. Wollte der brutale Mrder sich am Ende selbst richten? Thomas W., der seine 66-jhrige Nachbarin in Wulsdorf auf brutale Weise misshandelt und umgebracht haben soll, wird mit einem Selbstmordversuch in Verbindung gebracht. Angeblich wurde er ziemlich kurz nach der Tat mit einer Kohlenmonoxidvergiftung in einem Kleingartengebiet gefunden. Von Klaus Mndelein

Der 48-Jhrige soll am Abend des 1. Februars mit ungeheurer Brutalitt die zierliche Frau in deren Wohnung ermordet haben. Der angebliche Selbstmordversuch wurde bei der Gerichtsverhandlung am Freitag nur angedeutet. Die genauen Umstnde werden wohl erst spter bei dem Prozess errtert.

Geisterte dem Angeklagten die perverse Handlung als Phantasie schon lnger im Kopf herum? Angeblich soll er ziemlich genau das, was er der Frau angetan haben soll, schon einmal anderen angedroht haben. Wegen der Brutalitt verbietet sich hier die Wiederholung des Zitats, das die Anwltin der Opfer-Kinder als Beweisantrag in das Verfahren einbringen will. Unklar blieb bei der Verhandlung, ob Richter Helmut Kellermann dazu noch Zeugen befragen wird.

Niemand bekam etwas mit

Am Freitag standen Nachbarn, Verwandte und Freunde des Opfers im Mittelpunkt der Verhandlung. Kellermann will den Mordtag rekonstruieren und sich ein Bild vom Leben des Opfers machen. Als die Frau umgebracht wurde, spielte sich in den Wohnungen ringsum das normale Freitagabend-Leben ab. Niemand bekam etwas mit, obwohl das Haus als sehr hellhrig beschrieben wird. Vielleicht war es nur Pech, dass nebenan in der Wohnung der Nachbar ber Kopfhrer das Spiel der Fischtown Pinguins im Brgerrundfunk verfolgte und seine Tochter sich am Fernseher Spielfilme anschaute. Es war wohl auch Pech, dass die Nachbarn in der unteren Wohnung einen dumpfen Knall nicht als Alarmsignal eingestuft haben. Erst als drauen das Blaulicht des Notarztfahrzeuges auftauchte, wurde den Nachbarn klar, dass etwas Schlimmes passiert ist.

Es ist fr den Richter sehr schwierig, das Leben einer Frau nachzuzeichnen, die zurckgezogen lebte, kaum noch aus dem Haus ging und mit Freunden und Verwandten eigentlich nur noch telefonisch verkehrte. Vertiefte Gesprche gab es kaum. So fllt es Kellermann schwer, zu berprfen, ob auch noch andere Umstnde zum Tod des Opfers gefhrt haben knnen, ob andere Menschen als Tter in Frage kommen.

Die Nachbarschaft in dem Haus wird von einem Zeugen als gut beschrieben. Aber die Beschreibungen zum Verhltnis von Opfer und mutmalichem Tter sind widersprchlich. Einerseits trank man gelegentlich drauen im kleinen Garten ein Bier zusammen, andererseits soll das Opfer klar zum Ausdruck gebracht haben, dass es Thomas W. absolut nicht mag: „Das Arschloch kann ich nicht leiden", zitiert eine Freundin eine frhere uerung des Opfers.

Immer wieder forscht der Richter nach anderen Mnnern im Leben der schon lange geschiedenen Frau. Aber es gibt keine klaren Aussagen, nur vage Hinweise. Die Rede ist von einem ominsen jungen Mann, der ihr zweimal zu nahe gekommen sein soll. Aber niemand wei, wer das sein soll. Unklar bleibt auch, ob noch am Tattag die Frau abends womglich Besuch hatte. Ein Nachbar hatte ihre Stimme im Treppenhaus gehrt und durch den Trspion gesehen, dass ihre Wohnungstr offen stand. Aber eine zweite Person hat er nicht gesehen. War da jemand? Oder fhrte die Frau nur ein belangloses Selbstgesprch?

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